Im Büro steht die Luft, Stunde um Stunde steigt die Temperatur, die Köpfe rauchen. Abhilfe schafft da an heißen Sommertagen nur eine Klimaanlage. Aber die gängigen, dezentralen Geräte haben einen großen Nachteil. Sie sind wahre Stromfresser und deshalb nicht gut für Umwelt und Klima. Doch es geht auch anders – das beweisen die Stadtwerke Ingolstadt auf dem Gießereigelände an der Ingolstädter Schlosslände.
Erstes Fernkältenetz der Stadt
Dort errichtet der Versorger aktuell das erste Fernkältenetz der Stadt, das die Neubauten – unter anderem die Audi-Akademie, den Erweiterungsbau der Technischen Hochschule und die Carissma-Forschungshalle – auf dem Gelände umweltfreundlich klimatisieren wird. „Neben der CO2-Einsparung bei der Kühlung besticht diese Anlage auch durch einen höheren Nutzungsgrad als einzelne dezentrale Klimaanlagen“, sagt Hubert Stockmeier, Geschäftsführer der Stadtwerke Ingolstadt Netze GmbH, die das Projekt durchführt.
Umweltfreundliche Klimatisierung
Das Kältenetz besteht aus rund 450 Meter Leitungen, einer Absorptionskältemaschine im zweiten Untergeschoss der Tiefgarage des Gießereigeländes und einem Entnahmebauwerk an der Schlosslände, das Donauwasser entnimmt und das nach Fertigstellung wieder komplett in einer Böschung verschwindet.
Die Kältemaschine basiert auf dem physikalischen Prinzip, dass im Vakuum, das im Absorber herrscht, Wasser bereits bei 3,7 Grad siedet. Dadurch verdampft das Wasser. Für diesen Aggregatswechsel ist Energie nötig, die dem Kaltwassersystem des Kunden entzogen wird, das durch den Absorber läuft. So wird es gekühlt und kann für die umweltfreundliche Klimatisierung der Räume eingesetzt werden.
2.400 MWh pro Jahr
Die nötige Energie für die Absorptionskältemaschine liefert die Ingolstädter Fernwärme, das Donauwasser wird lediglich für deren Rückkühlung und eingesetzt. Die jährliche Kältemenge summiert sich in der finalen Ausbaustufe auf 2.400 Megawattstunden. So werden im Jahr künftig 140 Tonnen CO2-Emissionen eingespart – und die Fernwärme der Stadtwerke, die im Sommer ja nicht zum Heizen benötigt wird, entwickelt sich auf diese Weise zum attraktiven Ganzjahresprodukt.