Die wichtigste Antwort vorneweg: Nein, ein langanhaltender, flächendeckender Strom-Blackout ist sehr unwahrscheinlich. Ein sogenannter Brownout kann aber nicht ausgeschlossen werden. Was das ist und wie die Situation im Gas aussieht erfahren Sie in diesem Beitrag.
Strom
Im Winter erwarten die deutschen Übertragungsnetzbetreiber eine angespannte Versorgungssituation im Strom. Das liegt an der Gasversorgung, aber auch daran, welche Kraftwerkskapazitäten in diesem Winter in Europa zur Verfügung stehen und wie sich die angespannte Lage auf den Energiemärkten in unseren Nachbarländern auswirkt. Ein Stresstest hat aber ergeben: Selbst im schlimmsten Fall ist wahrscheinlich nicht mit einem Blackout zu rechnen.
Zu sogenannten vorübergehenden Lastunterdeckungen kann es aber durchaus kommen. Es gäbe dann nicht genug Strom, um den erwarteten Verbrauch – die „Last“ – zu decken. Tritt dies ein, können die Netzbetreiber etwa Reservekapazitäten auf dem europäischen Strommarkt mobilisieren oder wenn nötig kontrollierte Lastabschaltungen vornehmen. Das würde bedeuten, dass im schlimmsten Fall regional begrenzt Verbraucherinnen und Verbraucher für kurze Zeit vom Netz getrennt werden, um einen flächendeckenden Blackout zu verhindern. Dann spricht man von einem sogenannten Brownout. Dies könnte beispielsweise im Wechsel von eineinhalb Stunden unterschiedliche Stadtviertel treffen.
Gas
Obwohl bereits seit Anfang September – noch vor Sprengung der beiden Ostseepipelines Nordstream 1 und 2 – kein russisches Gas mehr in Deutschland ankommt, gibt es derzeit keinen Engpass. Dies können die SWI mit Blick auf das vorgelagerte Gasnetz und die eigenen Lieferanten bestätigen.
Auch konnten die deutschen Gasspeicher bis Mitte November mit 100 Prozent gefüllt werden. Dennoch ist es nicht auszuschließen, dass es – besonders wenn der Winter sehr kalt wird – in Deutschland zu einer Gasmangellage kommt. Gassparen ist deshalb weiterhin das Gebot der Stunde. Sollte es zu einer Mangellage kommen, ist absehbar, dass zunächst große Verbraucher mit einer Anschlussleistung von mehr als 10 Megawatt ihren Verbrauch reduzieren werden müssen oder ganz abgeschaltet werden. Privatkunden und etwa soziale Einrichtungen gehören zu den sogenannten geschützten Kunden, die auch dann weiter mit Gas versorgt werden sollen. Wenn es auch sehr unwahrscheinlich ist, ist doch leider aber auch nicht völlig auszuschließen, dass es über eine kontrollierte Lastreduktion hinaus zu Engpässen in der Versorgung kommen kann. Das kann der Fall sein, wenn zwar bundesweit ausreichend Gas zur Verfügung steht, aus netzphysikalischen Gründen etwa aber nicht regional. Eine Abschaltung einzelner Stadtviertel – auch für geschützte Kunden – wäre dann gegebenenfalls auch nicht auszuschließen