Die Stadtwerke arbeiten an vielen Konzepten und Ideen auf dem Weg zur Klimaneutralität im Heizungsbereich. Jetzt werden sie auf ihre Umsetzbarkeit geprüft. 

Schritt 1 ist getan. Seit vergangenem Oktober liegt die kommunale Wärmeplanung (KWP) vor, gemeinsam erarbeitet von Stadt Ingolstadt und Stadtwerken. Damit ist der Weg hin zur Klimaneutralität im Wärmebereich aufgezeigt. Nun geht es weiter: die Prüfung und Planung konkreter Umsetzungsideen. Und daran arbeiten die Stadtwerke Ingolstadt mit voller Energie.

Aktuell beträgt der gesamte jährliche Wärmebedarf in Ingolstadt 1.700 Gigawattstunden (GWh), nahezu gleich aufgeteilt auf Wohnen und Wirtschaft. Dabei entstehen derzeit rund 440.000 Tonnen CO2 pro Jahr. Das zeigt die große Herausforderung und das Ziel: Gemeinsam wollen wir diese Menge reduzieren – in einem letzten Schritt bis auf null. 

Künftig drei Arten von Wärmeversorgungsgebieten 

Der vorliegende Energienutzungsplan, der im Zuge der KWP erarbeitet wurde, sieht künftig drei Arten von Wärmeversorgungsgebieten vor, in denen die bisher eingesetzten fossilen Energieträger unterschiedlich substituiert werden sollen.  

  • Wärmenetzeignungsgebiete
  • Gas-/Wärmepumpen-Prüfgebiete
  • Einzelversorgungsgebiete

Die Stadtwerke haben in allen drei Gebieten unterschiedliche Aufgaben.

In Einzelversorgungsgebieten ist ein Anschluss an Wärmenetze wirtschaftlich nicht darstellbar und es gibt auch kein Gasnetz. Deshalb bietet sich dafür künftig vor allem die Versorgung mit Wärmepumpen an. In diesen Gebieten stehen die SWI in der Verantwortung, ein Stromnetz bereitzustellen, das mit dem Zuwachs an Wärmepumpen klarkommt. Daran arbeiteten sie sowohl im Niederspannungs- als auch im Mittelspannungsbereich bereits seit Jahren und forcieren ebenso – bis dato und auch in Zukunft – die CO2-neutrale Stromerzeugung aus Wind, Sonne und Biomasse.

Gas/Wärmepumpenprüfgebiete liegen an einem bestehenden Gasnetz. Dort könnte eine künftige Versorgung mit klimaneutralen Gasen, vor allem Wasserstoff, in Frage kommen. Wann und ob dieser ausreichend und zu vertretbaren Preisen zur Verfügung steht, ist allerdings derzeit offen und entscheidet sich auf überregionaler Ebene. Die Alternative dazu ist auch in diesen Gebieten die Wärmepumpe. Entsprechend machen die Stadtwerke hier das Gasnetz H2-ready – bereits zu einem hohen Grad umgesetzt – und das Stromnetz zukunftsfähig.

In Wärmenetzeignungsgebieten steht der Anschluss an die umweltfreundliche SWI-Fernwärme zur Option. Aktuell werden jedes Jahr bereits 
226 GWh an die Kunden geliefert, dies soll auf 500 GWh steigen. Einerseits soll dafür am bestehenden Netz die Anschlussdichte auf 70 Prozent erhöht werden, andererseits werden neue Gebiete erschlossen. Deshalb gilt es für die SWI, den dafür nötigen Netzausbau zu bewältigen und neue regenerative 
Einspeisequellen zu akquirieren. 

SWI investieren viel in Planung der Wärmewende

Auf dieser Basis gilt es nun die technischen, aber auch ökonomischen Umsetzungsmöglichkeiten detailliert zu prüfen und zu planen. Dafür investieren die Stadtwerke derzeit viel Aufwand, Personal und Kompetenz. Konkret wird unter anderem untersucht:

Erschließung neuer Wärmequellen: 
Die SWI prüfen derzeit bereits eine Vielzahl neuer Wärmequellen für das Ingolstädter Fernwärmenetz – darunter:

  • ein Biomassekraftwerk, das auch die AUDI AG mitversorgen könnte
  • Erdwärmesonden unterhalb bereits versiegelter Flächen wie Hallenbadparkplatz, Volksfestplatz, 
    sogenanntes Weinzierlgelände oder Bezirkssportanlagen
  • (Freiflächen-) Solarthermie
  • weitere Quellen industrieller Abwärme wie die Bayernoil-Raffinerie in Vohburg
  • eine Flusswärmepumpe in der Donau mit einem jährlichen Potenzial von 35 GWh

Ausbau des Fernwärmenetzes: Aktuell deckt das Ingolstädter Fernwärmenetz rund 15 bis 20 Prozent des Wärmebedarfs der Stadt. Dieser Anteil soll auf 40 Prozent steigen. Dazu gilt es die Anschlussdichte im bestehenden Netzgebiet deutlich zu erhöhen und neue Gebiete anzuschließen. Dafür werden die neuen Baugebiete Dachsberg und Samhof, die Friedrich-Ebert-Straße und das Monikaviertel sowie die Gebiete am Brückenkopf und an der Münchener Straße/Schulzentrum Südwest geprüft. In diesem Zusammenhang wird ebenso untersucht, ob eine zusätzliche Donauquerung per Wärmeleitung und eine Temperaturabsenkung im Netz Sinn machen könnten, um künftig mehr Wärmequellen mit niedrigerer Temperatur einbinden zu können.  

Zukunft des Gasnetzes: Es erfolgt eine technische und wirtschaftliche Prüfung des Gasnetzes auf die künftige Nutzung von Gasen aus regenerativen Quellen wie etwa Wasserstoff.

Stromnetz und Photovoltaik: Weil die Wärmepumpe – besonders außerhalb von Wärmenetzeignungsgebieten – künftig eine große Rolle spielen wird, wird der Strombedarf stark steigen. Ebenso wird die dezentrale Stromerzeugung durch Photovoltaik deutlich anwachsen. Beides bedingt einen systematischen Ausbau des Stromnetzes inklusive Umspannwerke und Transformatoren. Eine intensive Stromnetzplanung vor diesem Hintergrund ist bei den SWI längst im Gange. Ebenso soll eine Photovoltaikoffensive auf Freiflächen und Dächern gestartet werden – mit Projekten auf kommunalen Liegenschaften als Vorbild (siehe Seite 3). 
 

3 Fragen zur Wärmewende an SWI-Geschäftsführer Matthias Bolle

Kommt die Wärme für unsere Stadt künftig wirklich aus der Donau? 
Matthias Bolle: Das bleibt spannend. Zunächst muss es in der ökologischen Gesamtbetrachtung, z.B. auch aus Sicht des Naturschutzes, sinnvoll sein. Daneben ist aber auch die technische und vor allem ökonomische Umsetzung eine große Herausforderung. Ohne Förderung wird es nur sehr schwer sein, eine solche Technologie wirtschaftlich darstellbar umzusetzen. Die entsprechenden Förderanträge für eine Machbarkeitsstudie sind gestellt. Insgesamt ist die Wärmepumpe in der Donau eine von vielen Möglichkeiten, die aktuell konkret auf die Aspekte Ökologie, technische Umsetzbarkeit und Ökonomie geprüft werden.

Wie geht es nun weiter?
Bolle: Wir haben jetzt mit der kommunalen Wärmeplanung eine Bestandsaufnahme vorliegen und auch die Zielrichtung ist 
absolut klar. Jetzt geht es mit gleichem Elan weiter. Aktuell prüfen und planen wir verschiedenste Möglichkeiten und Konzepte, stellen die Ergebnisse zur Entscheidung vor und werden dann mit aller Kraft und Kompetenz umsetzen. Denn eines ist klar: Anhalten ist keine Option!

Netzausbau, neue Einspeiser – das gibt es sicher nicht zum Nulltarif. Wie gehen die Stadtwerke die Finanzierung an?
Bolle: Wir reden hier von mehreren Hundert Millionen Euro – und das völlig unabhängig davon, bis wann wir unser Ziel erreicht haben wollen. Das wird sicherlich nicht mit den etablierten Finanzierungsmethoden zu stemmen sein. Einfach zur Bank zu gehen, das wird nicht ausreichen. Ein Zugang zu neuen Kapitalgebern wird essenziell werden. Das ist zum einen natürlich der Bund. Da stehen im Rahmen der Wärmetransformationsplanung 40 Prozent an Förderung im Raum – sowohl für die Planung als auch für die Umsetzung. Ob das wirklich so kommt, bleibt abzuwarten. Aber wir werden auch andere Kapitalgeber benötigen. Das können eventuell auch die Ingolstädterinnen und Ingolstädter im Rahmen einer Bürgerbeteiligung sein, aber natürlich auch institutionelle Investoren.