Aktuelle Ansätze und Trends für umweltbewusste Bauherren

Klimaschutz ist in aller Munde – und das zurecht. Allerdings werden meist die Energie- oder die Verkehrswende diskutiert. Dabei ist das Bau- und Gebäudewesen eine mindestens ebenso große Baustelle. Laut einem UN-Bericht macht dieser Sektor 38 Prozent der globalen CO2-Emissionen aus, allein die Betonherstellung verursacht mehr Kohlendioxid als der weltweite Flugverkehr. Dies verdeutlicht, wie wichtig es ist, auch beim Hausbau auf Nachhaltigkeit zu setzen. Dass dabei Themen wie Ressourcenschonung, umweltfreundliche Baustoffe und regenerative Energien im Fokus stehen sollten, liegt nahe. Einige weitere Anregungen, über die es sich lohnt nachzudenken.

Ganzheitlicher Ansatz

Zunächst einmal gilt es, einen ganzheitlichen Blickwinkel zu finden. Das gängige Nachhaltigkeitskonzept basiert auf einem Dreisäulenmodell aus Ökonomie, Ökologie und Sozialem. Dagegen nur auf einen Aspekt zu setzen, kann sogar zu ungünstigen Verwerfungen führen. Ein Beispiel dafür wäre etwa ein alleiniger Fokus auf das Bauen mit Holz. Als nachwachsender Rohstoff reduziert Holz die CO2-Emissionen und ist umweltfreundlich. Wonach aber kaum jemand fragt: Wie viel Holz hat die Menschheit für einen nachhaltigen Hausbau überhaupt zur Verfügung? Schon jetzt ist Holz Mangelware und die Preise gehen durch die Decke. Steigt die Nachfrage durch den verstärkten Einsatz von Holz als Baustoff weiter, könnte dies sogar den Waldbestand weltweit gefährden – was nur wenig nachhaltig wäre.

Nachhaltig muss nicht teuer sein

Oftmals ist es sogar so, dass sich Umweltschutz und Wirtschaftlichkeit gut in Einklang bringen lassen. Wer nachhaltig baut, spart am Ende häufig – zumindest langfristig, etwa durch niedrigeren Energieverbrauch oder günstigere Betriebskosten. Auch dies sollte in eine ganzheitliche Betrachtung miteinfließen.

Wichtig: Fördergelder nutzen

Weil Umwelt- und Klimaschutz eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe sind, lässt sich dies der Staat auch etwas kosten. So gibt es für nachhaltiges Bauen oder Sanieren zahlreiche Fördergelder. Sich damit zu beschäftigen, lohnt sich sehr, denn wer baut oder saniert hat kein Geld zu verschenken. Einen Überblick liefert die SWI-Fördermitteldatenbank.

Sanieren oder neu bauen – was ist besser fürs Klima?

Grundsätzlich ist es immer besser, Dinge so lange wie möglich zu nutzen. Das gilt auch für Gebäude. In aller Regel ist ein gut und energietechnisch richtig sanierte Altbau klimafreundlicher, als ein Haus neu zu bauen. Es werden weniger Baustoffe verarbeitet, deren Herstellung, Lagerung und Transport Energie kostet, und weniger Flächen versiegelt. Sicherlich ist eine Sanierung nicht immer und nicht für jeden eine Option. Wer aber etwa ein Grundstück mit Altbestand hat, sollte darüber nachdenken, die Substanz zu erhalten – im Sinne der Nachhaltigkeit.

Die richtige Energie nutzen

Auch nach der Fertigstellung des Bauprojekts ist das Thema noch nicht erschöpft. Den größten Einfluss darauf hat sicherlich der Energieverbrauch. Da kommen Produkte wie INstrom aquavolt, der zusätzlich zum CO2-neutralen Strom den Ausbau der erneuerbaren Energien in der Region fördert, oder die SWI Fernwärme (unbedingt schon bei der Planung berücksichtigen!), die jährlich 73.000 Tonnen CO2 einspart, ins Spiel. So kann jeder seinen CO2-Fußabdruck deutlich verringern – während, aber eben auch noch nach dem Hausbau.

Mit den SWI wird das eigene Zuhause automatisch ein Stück nachhaltiger, denn Anfang des Jahres haben die Stadtwerke alle Tarifprodukte für Privat- und Gewerbekunden auf Ökostrom aus Wasserkraft umgestellt.

Smart und nachhaltig

Innovationen, Trends und neuen Ideen: Im Bausektor tut sich immer etwas. Wir stellen Ihnen Neues und Spannendes vor – manches taugt bereits für den Massenmarkt, anderes ist noch im Konzeptstadium.

Quelle: Bio-Solar-Haus GmbH

Das Haus im Haus Prinzip

Ein sehr interessanter Ansatz ist das Haus-im-Haus-Prinzip: Ein Gebäude nach diesem Konzept besteht aus einem gut wärmegedämmten Innenhaus mit einer Wand- und Deckenheizung und einer Außenhülle. Dazwischen existiert ein Luftpolster, das gegen Kälte und Wärme isoliert. In diesem Zwischenraum ist zudem ein Wintergarten zu finden, der zusammen mit weiteren transparenten Dachflächen durch den Treibhauseffekt Wärme erzeugt. Auch eine Lüftungsanlage wird nicht benötigt. Feuchtigkeit und Gerüche können durch die Innenhülle in den Zwischenraum diffundieren und gelangen von dort durch einfache Physik über eine Membran nach außen – ohne Wärmeverlust und Schimmelgefahr für das Gebäude.

Mobilitätskonzept wird immer wichtiger

Wer die Sanierung eines Altbaus oder einen Neubau vorantreibt, kommt an einem vernünftigen Mobilitätskonzept nicht vorbei. Eines ist klar: Ein Haus ohne Ladestationen für E-Autos und E-Bikes ist künftig wie eine Wohnung ohne Internet.

Dämmen, dämmen, dämmen

Für wen das Haus-im-Haus-Prinzip nichts ist, der muss sich trotzdem mit der Dämmung beschäftigen. Die Umwelt kann an dieser Stelle in zweierlei Hinsicht profitieren. Einerseits sorgt die Dämmung dafür, dass weniger Energie verbraucht wird. Andererseits kann die Ökobilanz des verwendeten Materials dazu beitragen, umweltfreundlicher zu handeln. Grundsätzlich ist die Auswahl an Dämmstoffen groß. Besonders wertvoll sind solche, die aus nachwachsenden Materialien bestehen, wozu Naturfaser, Hanf, Flachs oder Kokosfaser zählen.

Quelle: Thermo Hanf

Vernetzte Zukunft

Smarte Bauelemente und -systeme: vom Türgriff mit Fingerscanner über die clevere Heizungssteuerung und den Energiemanager bis hin zum Smart Home in seiner Vollendung – das ist die Zukunft des Hausbaus. Ebenso wichtig sind Lösungen für den Einbruchschutz und neue Möglichkeiten, Solarenergie zu gewinnen.

Eine Jalousie, die heizen kann

Solarthermie kennt man vom Dach. Doch neue Ansätze, entwickelt im Fraunhofer Institut, integrieren die Module in die Fassade oder sogar die Jalousie. Beide Varianten profitieren im Vergleich zu Dachkollektoren gerade im Winter vom flacheren Einfallswinkel der Sonne. Die Gestaltungsmöglichkeiten der Fassadenelemente sind sehr vielfältig und die Jalousie-Variante überzeugt mit der gleichen Funktionalität wie ein herkömmlicher Sonnenschutz. Beide Ansätze ermöglichen den Transport der Wärme zudem ohne Flüssigkeit – sprich ohne wasserführende Heizungsleitungen.

Quelle: Fraunhofer ISE


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